Dokumentation Burgsteinfurt
Familie Michel Michel:
Geschwister Bertha, Sally, Selma, Henriette, Frieda, Emma und Ida Michel, Bütkamp 8
Bertha (*1882) war die älteste der fünf Töchter des Burgsteinfurter Handelsmannes Michel Michel (*1842) und seiner Ehefrau Elise, geb. Dejong (*1855). Die Eltern sind auf dem jüdischen Friedhof von Burgsteinfurt begraben. Bertha führte den Haushalt ihrer Geschwister Sally (s. dort) und Ida (s. dort) in dem gemeinsam bewohnten Haus in Bütkamp 23 (heute 8).
Diese drei Geschwister sind mit dem ersten Transport für jüdische Bewohner Burgsteinfurts am 10. Dezember 1941 via Münster nach Riga deportiert worden.
Selma Rosenberg-Stern, geb. Michel (*1886), die nächstjüngere Schwester von Bertha, hat die Shoah überlebt, wie, ist uns z. Z. noch nicht näher bekannt; sie scheint in die USA ausgewandert zu sein, denn sie lebte – spätestens im Jahre 1950 – unter dem angeheirateten Namen in New York.
Henriette, gen. „Jettchen“ May, geb. Michel (*1887), die nächstjüngere Schwester von Selma, hatte Josef May (*1888) aus Hildesheim geheiratet und war zu ihm in seinen Geburtsort gezogen.
Dort bekamen sie am 1923 eine Tochter, Ellen. Während Ellen der Shoa entkommen ist (sie hieß später Ellen Rosenton, geb. May), sind ihre Eltern sehr wahrscheinlich im Dezember 1941 von Hildesheim in das „zentrale Sammellager für die Regierungsbezirke Hannover und Hildesheim“ verbracht worden, die ehemalige Israelitische Gartenbaumschule Ahlem bei Hannover. Am 15.12.1941 fuhr der erste Deportationszug vom Bahnhof Fischerdorf in Hannover-Linden nach Riga mit 1001 jüdischen Bürgerinnen und Bürgern beladen, unter ihnen Henriette und Josef May, die früher oder später danach in Riga (oder den möglichen Folgelagern) ermordet worden sind.
Henriette und ihr Mann sind – vermutlich – nach 1941 in Riga (oder Umgebung) ermordet worden.
Frieda Rosendahl, geb. Michel (*1889) war nach ihrer Heirat zu ihrem Mann nach Bonn gezogen; ihr Ehemann scheint relativ früh gestorben zu sein. Der Grund seines Todes und ob aus der Ehe Kinder hervorgegangen sind, ist nicht bekannt. Friedas Name findet sich (mit den Angaben „Michel“ und „verw.“) in der Transportliste der Deportation vom 20. Juli 1942 von Köln nach Minsk; sie ist also sehr wahrscheinlich am 24. Juli 1942 im Vernichtungslager Maly Trostinez ermordet worden.
Emma Meyer, geb. Michel (*1893), zog nach ihrer Heirat nach Langenfeld/Rhld., vermutlich mit ihrem Mann, dessen Vorname bislang unbekannt ist. Sie bekam mit ihm 1925 eine Tochter, Erika. Erika Aronstamm, geb. Meyer, überlebte die Shoah durch Flucht in die USA. Sie lebt noch heute in New York. Ihre Mutter Emma wurde nach Riga deportiert und am 5. Januar 1945 im KZ Stutthof ermordet.
Ida Michel (*1902) arbeitete als Verkäuferin in Burgsteinfurt. Sie wurde zusammen mit Bertha und Sally (s. dort) am 10. Dezember 1941 via Münster nach Riga deportiert. Ida ist sehr wahrscheinlich schon kurz nach der Ankunft des Transportzuges im KZ Riga-Kaiserwald ermordet worden. Nähere Todesumstände und das -datum sind unbekannt.
Sally Michel (*1884) war der viertjüngste der insgesamt sechs Michel-Brüder. Er war unverheiratet und verdiente seinen Lebensunterhalt mit Kürschnerarbeiten oder/und Altwaren in der an das Wohnhaus im Bütkamp 23 angrenzenden Werkhalle; in den Quellen wird er auch „Tuchhändler“ genannt. Etwa einen Monat nach dem Novemberpogrom wurde Sally wegen angeblicher „Hehlerei“ zu einer Gefängnisstrafe von 4 Monaten verurteilt. Nach Absitzen der Strafe hat vergeblich versucht, mit Angehörigen auszuwandern.