Dokumentation Lengerich

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Familie Albersheim1)nach: Facharbeit Elli Pauls am Hannah Arendt Gymnasium Lengerich 2019

Otto Albersheim, undatiert Slg. Eugen Albersheim

Otto Albersheim, undatiert Slg. Eugen Albersheim

Das Ehepaar Salomon (*8.8.1861) und Lina Albersheim, geb. Frank (*11.4.1881 in Weseke) hatte zwei Söhne: Otto (*27.2.1920) und Eugen (*22.3.1918). Die Familie betrieb gemeinsam an der Adresse Altstadt 24 ein Textilgeschäft bzw. eine Manufakturwareneinzelhandlung2)Oberfinanzdirektion Münster Devisenstelle Nr. 87. Das Haus der jüdischen Familie befand sich auf der Nordseite des Römers. Es handelte sich um ein Fachwerkhaus, das als Wohnraum und Geschäftsstelle verwendet wurde. Neben einem Verkaufsraum mit Schaufenstern zum Rathausplatz gab es dort auch Büro- und Lagerräume3)Oberfinanzdirektion Münster Devisenstelle Nr. 92. Ab 1933 „hat sich […] der Boykott gegen die jüdischen Geschäfte derartig verschärft, dass keine Kunden mehr in die jüdischen Läden kommen“4)Kreis Tecklenburg Landratsamt Nr. 917.

Eugen musste seine Schullaufbahn 1934 gezwungenermaßen abbrechen und statt eines Studiums, dass wegen einer Judenquote an den Universitäten nicht möglich war,5)Friedländer, S. „Das Dritte Reich und die Juden“ S. 43 f. eine Ausbildung anfangen. In demselben Jahr starb am 21. August der Vater Salomon an einem Herzanfall. 6)Regierung Münster Wiedergutmachungen Nr. 4649  Eugen gelang 1939 die Flucht nach England. 1940 emigrierte er nach Winnipeg, Kanada, wo er am 30.12.2008 verstarb.

Otto konnte seine Ausbildung als Kaufmann nicht beenden, da die Osnabrücker Firma Flatauer und Co. in arische Hände übergeben wurde und arbeitete seitdem als Elektrovoluntär7)Regierung Münster Wiedergutmachungen Nr. 4650. Doch damit waren die antisemitischen Handlungen gegen die Familie noch nicht vorbei. Am 10. November 1938 wurde das Haus der Familie von der Bevölkerung, angeleitet durch den „Nazi-Bürgermeister“ in Brand gesetzt8)Regierung Münster Wiedergutmachungen Nr. 4649.

Lina kam am 30.9.1943 im Warschauer Ghetto ums Leben.
Otto wurde vermutlich in Buchenwald ermordet und am 31.12.1945 für tot erklärt.

2007 wurden für Lina und Otto Albersheim Stolpersteine am Platz des ehemaligen Wohnhauses verlegt.

Fußnoten   [ + ]

1. nach: Facharbeit Elli Pauls am Hannah Arendt Gymnasium Lengerich 2019
2. Oberfinanzdirektion Münster Devisenstelle Nr. 87
3. Oberfinanzdirektion Münster Devisenstelle Nr. 92
4. Kreis Tecklenburg Landratsamt Nr. 917
5. Friedländer, S. „Das Dritte Reich und die Juden“ S. 43 f.
6, 8. Regierung Münster Wiedergutmachungen Nr. 4649
7. Regierung Münster Wiedergutmachungen Nr. 4650